Der Tod des Falken
Er
starb wie James Dean. Auf einer Kreuzung. Der Unfall bleibt mysteriцs. Stьrzte
ihn eine Frau in eine Krise? War Alkohol im Spiel? Und was passierte in der
Stunde vor seinem Tod?
Er muя den heranrasenden Bus in der letzten Sekunde seines Lebens noch wie
einen Schock wahrgenommen haben. "Seine Augen waren weit aufgerissen, seine
Pupillen vor Angst enorm groя, der Mund war noch offen", so beschreibt ein
Augenzeuge die letzten Gesichtszьge von Hans Hцlzel, der knapp vor seinem 41.
Geburtstag auf einer Landstraяe bei Puerto Plata sein Leben lieя. Der Zeuge:
"Du hattest das Gefьhl, als wьrdest du den Angstschrei in der Sekunde
seines Todes noch hцren."
Den ƒrzten des "Instituto de Pathologia Forense de la Ciudad de Santiago",
dem pathologischen Institut der 90 Kilometer vom Unglьcksort entfernten
Hauptstadt der Region, bot sich ein Bild, wie es selbst in der an Autounfдllen
reichen Dominikanischen Republik selten schockierender war. "Der Brustkorb
stark zerquetscht und von Schnittwunden ьbersдt, die linke Kцrperhдlfte
entstellt, der hintere Teil des Kopfes eingedrьckt, die Zдhne ausgeschlagen,
Arme und Beine gebrochen. Aber am schlimmsten war sein Gesichtsausdruck",
bestдtigt Christian Maiel, Operation Manager der "Hacienda Resorts",
in denen Falco seit fast zwei Jahren lebte: "Es war, als wьrde sich das
ganze Entsetzen, das ganze Erkennen der tцdlichen Situation Bruchteile von
Sekunden vor dem Zusammenprall in sein Gesicht gegraben haben."
Sterben
wie James Dean.
"Wenn ich schon mal zu frьh sterben sollte", sagte Falco 1982 in
einem Interview mit seinem ebenfalls viel zu frьh verstorbenen
Journalistenfreund Peter Leopold, "dann wie James Dean - auf einer Kreuzung,
im Porsche. Zack. Aus." 16 Jahre spдter saя er im Mitsubishi Pajero, fuhr
mit Vollgas vom Parkplatz auf eine staubige Landstraяe der Dominikanischen
Republik, ьbersah einen viel zu schnell, mit ьber 100 km/h von links kommenden
lokalen Autobus - und starb wie sein Idol. Falco starb nicht nur wie James Dean
- er lebte auch so: Wie eine Kerze, die zu schnell und an beiden Enden brannte.
Der einzige Popstar von Weltformat, den unser Land je hatte, lebte zwei Leben.
- Das der Kunstfigur Falco: neurotisch, exzessiv, abgehoben - einer, der selbst
auf Kollegen oft prдpotent und unnahbar wirkte.
- Und das des privaten Hansi Hцlzel: sensibel, verletzlich, liebenswert - und
immer fast verzweifelt auf der Suche nach Liebe.
Vielleicht war es diese Sucht nach Liebe, die - indirekt - zum schrecklichen
Unfall fьhrte. Wieder hatte Falco die Frau seines Lebens gefunden: Andrea B.
Wieder hatte ihn seine Traumfrau - zehn Tage vor dem Tod - nach einem Streit
verlassen. Wieder war er - zumindest vorьbergehend - auf seiner "Flucht-Insel"
alleine zurьckgeblieben. Auch in seiner Einsamkeit lebte Falco zwei Leben: Da
war die Depression. "Falco kann nicht allein sein", sagt seine
Exlebensgefдhrtin Sylvia Wagner: "Wenn er einsam ist, trinkt er."
Oder er setzte sich in seinen Jeep und fuhr stundenlang in Gedanken verloren ьber
die Straяen der Insel.
Da war aber auch der Optimismus. Immer, wenn es ihm am schlechtesten ging, begab
sich Falco auf den Fitneя-Trip, nahm den Kampf gegen Alkohol und Drogen auf,
lebte wie ein Sportler zwischen Hanteln, Jogging und Gesundheitsmьsli.
In
den letzten 24 Stunden lebte Hans Hцlzel alias Falco - wie die Recherchen in
Puerto Plata ergeben - beide Leben. 24 Stunden vor seinem Tod traf sich Falco
noch mit dem Mьnchner Hannes Eisgruber, einem in Puerto Plata lebenden
Tontechniker, im "Costambar Gym" zum Fitneяtraining. Eisgruber:
"Er war gut drauf und hatte seine Leistung im Gewichtheben auf der Schrдgbank
von 40 auf 80 Kilo gesteigert. Er aя danach einen Salat mit Putenstreifen und
trank nur ein Diet-Coke." Doch nach den zwei Stunden Training tauchte Falco,
der Einsame, am Abend vor seinem Tod in die Nachtclubszene ab. Gegen 23 Uhr ging
er mit Hannes Eisgruber und einem zweiten Freund ins Striptease-Etablissement
"Principe", einen Go-go-Tempel. Bis zwei Uhr morgens - betont
Eisgruber - habe Falco "nur Diet-Coke" gekippt. Doch schon hier
widersprechen sich die karibischen Info-Quellen. Kenner der Szene betonen, im
Principe" gebe es zwar Coke - aber sicher nicht von der Marke "Diet".
Falco konsumiere dort traditionell Whisky. En gros. Wann Falco in das "Hacienda
Resort" zurьckkehrte - und ob er im Club die ganze Nacht "durchmachte"
-, ist nicht zu klдren. Fest steht: Am nдchsten Morgen um 10 Uhr rief der am
Tag davor noch fitneяbesessene Falke seinen Freund Eisgruber an, um das
Training abzusagen. Insider des Resorts sagen, er sei an diesem Morgen "stockzu"
gewesen.
Das
letzte Treffen.
Dem widerspricht jedoch die Aussage jenes Zeugen, der mit Falco die letzten
Stunden vor dem Tod verbrachte. Um 12 Uhr traf Falco seinen Spanischlehrer
Carlos Gutierrez. Gutierrez betont im Gesprдch mit NEWS, daя Falco "vцllig
normal war, sicher nicht betrunken". Die beiden plauderten zwei Stunden
spanisch, Falco soll dabei sogar zur Gitarre gegriffen und Flamenco gespielt
haben. Kurz nach 14 Uhr brachte Falco seinen Spanischlehrer dann ins 19
Kilometer entfernte Puerto Plata. Gutierrez behauptet, weil er eine Wohnung
suche und sie einen Freund treffen sollten, der sie vermittelt. Der Vermittler
war nicht da. Gegen 15 Uhr setzte sich Gutierrez dann in den lokalen Bus nach
Sousua.
Falco fuhr mit dem Jeep sichtlich ziellos weiter, hielt gegen 15.30 Uhr auf
einem Parkplatz entlang der Flughafenstraяe vor der trostlosen Bar "Turist
Disco" an.
Eine Disco, ein Parkplatz, eine Zeugin. №ber die folgenden 70 Minuten gibt es
zwei Versionen. "Daя " Falco in der Bar war und keinen normalen
Eindruck gemacht hat", weiя der in der Dominikanischen Republik lebende ÷sterreicher
Martin A. Maribel Baldez, die Kellnerin der "Turist Disco" am
staubigen Parkplatz, war die letzte, die Falco gesehen hat. Gegenьber mehreren
Zeugen soll sie unmittelbar nach dem Unfall gesagt haben, daя Falco schwer
alkoholisiert im Lokal saя und sie sich weigerte, ihm weiter Hochprozentiges zu
verkaufen.
Gegenьber NEWS gibt die Kellnerin am Montag eine ganz andere Darstellung des
Vorfalls: "Mir ist aufgefallen, daя da einer drauяen am Parkplatz im Auto
saя und ins Leere starrte. Entweder war er total verwirrt, deprimiert oder
betrunken. Seine Haare waren total zerzaust. Er wirkte traurig, stieg aber eine
Stunde lang trotz der Hitze nicht aus seinem Jeep aus." "Absolut verrьckt",
sagt die Kellnerin, sei die Situation gewesen. Der Auslдnder sei mit nacktem
Oberkцrper und schwarzen, kurzen Shorts in seinem Mitsubishi gesessen. Maribel
Baldez: "Bis er plцtzlich Gas gab und davonrasen wollte."
Der
Todeslenker.
Cornelio Batista, 30, kannte die Strecke wie seine Westentasche. Hunderte Male
zuvor steuerte er schon den schneeweiяen Reisebus vom Flughafen auf der
Hauptstraяe Richtung Puerto Plata. Wie fast jeder auf der Karibikinsel
ignorierte Batista die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometern, jagte
seinen Bus mit ьber 100 Sachen ьbers Land.
Es war 16.40 Uhr, als Batista ьber die Bergkuppe raste. Ein hohes Gestrьpp und
ein Strommast verdeckten die Sicht auf den "Turist Disco"-Parkplatz,
die leichte Kurve ьber der Kuppe verhinderte jeden Einblick. Busfahrer Batista
sprach Dienstag mit NEWS im Gefдngnis von Puerto Plata, wo er in einem dunklen
10-Mann-Kerker ohne Toilette eingesperrt ist: "Ich war nicht so schnell,
wie alle sagen. Der Jeep ist plцtzlich ohne jeden Stopp aus dem Parkplatz
herausgeschossen. Ich hatte keine Chance, auszuweichen." Die verstдrkte
Rammstoяstange, die viele dominikanische Autobusse wegen der hдufigen
Kollisionen besitzen, bohrte sich mit einem ohrenbetдubenden Knall in die linke
Seite des Gelдndewagens. Das Auto drehte sich und wurde in die Wiese
katapultiert, der Bus schoя von der Straяe Richtung Wald und kam erst nach ьber
hundert Metern zum Stillstand.
Tot
in einer Sekunde. Herbeigelaufene Helfer versuchten mit einfachsten Mitteln -
Stangen und Hacken - den stark blutenden Falco aus dem Wrack zu holen. Doch es
gelang vorerst nicht. Erst der цrtlichen Feuerwehr glьckte die Bergung. Fьr
den Mann hinter dem Lenkrad war es lдngst zu spдt. Falco starb in der Sekunde
des Aufpralls. Fьr die Polizei ist der Fall geklдrt. Polizeisprecher Cesar
Augusto Peralta zu NEWS: "Es haben drei Faktoren zusammengespielt: Erstens
die Kurzschluяhandlung des ÷sterreichers, spontan auf die Straяe zu fahren,
zuwenig zu schauen und wahrscheinlich auch noch umdrehen zu wollen. Zweitens die
ьberhцhte Geschwindigkeit des Buslenkers. Und drittens die eingeschrдnkte
Sicht am Unfallort." Todeslenker Batista bleibt weiter in Haft.
Polizeisprecher Peralta: "Er geht demnдchst auf Kaution frei, der Prozeя
dauert drei Monate, das Strafausmaя belдuft sich auf ein bis drei Jahre Haft.
Das ist gering, weil keine Mutwilligkeit oder grobe Fahrlдssigkeit des Lenkers
vorlag."
Dritter
Autounfall. Der tцdliche Crash war nicht Falcos erster Autounfall. Im Februar
des Vorjahres knallte er mit dem Auto einer deutschen Journalistin zusammen. Die
"Bild" titelte: "Falco zog nach Unfall Pistole." Hцlzel
damals zu NEWS: "Alles Schwachsinn, ich zьckte nach dem Unfall nur meinen
Block."
Kurz danach fuhr er mit seinem Mitsubishi Pajero in den Straяengraben, der
Polizeiarzt muяte ihm zwei Platzwunden ьber dem Auge flicken. Das Auto war
praktisch schrottreif. Beide Unfдlle hat Falco immer in "geschцnter"
Version dargestellt. Und auch beim Todesunfall sieht es so aus, als ob gute
Freunde manche Spuren bewuяt verwischen wollen.
Geschцnte
Version.
Bereits Stunden nach dem Crash wurde das Wrack "von Freunden Falcos"
abtransportiert. Herbert Schoderbцck, Vizedirektor der "Hacienda Resorts",
in einem Interview mit der Tageszeitung "Listin Diario": "Aus hцheren
Grьnden an einen geheimen Ort." Der Obduktionsbericht, der sonst bis zu
zwei Monate auf sich warten lдяt, soll wegen der Prominenz des Toten diesmal
"ganz schnell" vorliegen. Mit einem schriftlichen Ergebnis rechnet man
in zehn Tagen. Ob in Falcos Blut Alkohol gefunden wurde, ist bislang nicht
bekannt. Was fьr einen Wert hat aber in einem solchen Land auch schon ein
offizieller Bericht? Ein Auslandsцsterreicher: "Fьr zehn Dollar kriegst
du hier jede Antwort von den Behцrden, die du haben willst. Fьr hundert Dollar
geben sie dir's auch noch schriftlich." Die Frage, ob Falco alkoholisiert
war, ist nach dominikanischem Recht auch nicht wichtig: Kann einem Fahrer die №berschreitung
der Hцchstgeschwindigkeit nachgewiesen werden, trifft ihn automatisch die volle
Schuld. Die ьberhцhte Geschwindigkeit des Busses war laut lokalem Recht
eindeutig die Unfallursache. Der Prozeя um Falcos Tod wird zum Routinefall.
Jene Insel, die er "wegen der Leichtigkeit des Seins" immer so geliebt
hatte, macht ihm auch im Tod keine Scherereien. In der Karibik ist auch ein
mysteriцser Tod problemlos.
Falco,
der Emigrant.
Es war Ende 1995, als Falco erstmals in die Dominikanische Republik reiste. Sein
frьherer EMI-Plattenboя Hans Reinisch, 15 Jahre mit Falco befreundet, baute
dort gerade fьr цsterreichische Investoren ein gigantisches Ferienresort mit
ьber 60 Villen, vier Hotels und acht Restaurants auf.
Falco war so begeistert, daя er ab Frьhjahr '96 mit der Organisation der №bersiedelung
in seine Wahlheimat begann und im Herbst schlieяlich mit seiner ganzen Habe in
einem 40-Fuя-Container in eine schneeweiяe 300-Quadratmeter-Villa mit Pool und
Blick auf die Bucht Cofresi zog. Hans Hцlzel wollte dem Rummel in Wien
entfliehen. Nicht mehr Szene-Star sein, sondern einfach der Hans. "Mich
freut es in ÷sterreich vor allem deshalb nicht mehr", sagte er im
Interview, "weil unsere Branche devastiert und moralisch heruntergekommen
ist."
In Wahrheit suchte Falco in der Karibik vor allem ein Leben ohne Schulden, ohne
Depressionen - und die Hoffnung auf Liebe. Im Nachtclub "Breaking Point",
einem Strip-Club, lernte er im Jдnner '96 das 22jдhrige franko-kanadische
Model Caroline Perron kennen - und verliebte sich Hals ьber Kopf. Falco damals:
"Ich komm' langsam in ein Alter, wo man sich nicht mehr allzu viele Spiele
leisten sollte. Ich habe Angst vor der Einsamkeit."
Plцtzlich
verlassen.
Mit Perron lebte Falco ein Jahr lang glьckliche Zweisamkeit unter Palmen. Bis
es zum Eklat kam: Eine Woche vor seinem 40. Geburtstag, an dem er vor Dutzenden
aus Wien eingeflogenen Freunden seine Verlobung bekanntgeben wollte, flьchtete
die kanadische Grazie Hals ьber Kopf von der Insel - und kam nie wieder. Der
kurz darauf zu seinem Jubilдum angereisten Journalisten- und Freundesschar prдsentierte
der in Wahrheit tief verletzte Falke in Rekordzeit eine neue Liebe, die 28jдhrige
Dominikanerin Selina Vinas: "Sie vertreibt mir die Zeit und hat
unbestreitbare Qualitдten. Ein Macho bleibt eben selten allein." In der
Ferienanlage fьhlte sich Falco "ьberwacht". Die groяteils deutschen
und цsterreichischen All-inclusive-Urlauber nervten ihn: "Wenn dir der
Bauchschuя-Karli aus Ottakring auf d' Schulter klopft, hab ich scho g'nua."
So mietete er ein kleines Apartment in Cabarete. Ein Ort, der auf der Insel als
Surfer- und Drogenmekka gilt. Auch in der Karibik war Falco Exzessen nicht
abgeneigt - wie er selbst im NEWS-Interview bestдtigte: "Ich meide den
Alkohol auch hier nicht wie der Teufel das Weihwasser. Aber ich hasse mich
selber, wenn ich betrunken bin." In der Karibik vereinsamt, kam er letzten
Sommer zurьck nach ÷sterreich, hatte eine heftige Affдre mit der Szene-Lady
Karin Lackner. Im Oktober traf er seine neue Liebe Andrea B. im Cafй Stein,
nahm sie am 7. Jдnner mit in die Dominikanische Republik, schwдrmte - wieder
einmal - von Heirat und der grцяten Liebe seines Lebens. Nach wenigen Wochen
muяte Andrea wegen des Geschдfts ihrer Eltern zurьck, es kam zum Streit.
Andrea flog ab.
Trennung?
Auch von dieser Trennung gibt es zwei Versionen: Im Flieger erzдhlte sie einem
Bekannten, es sei "aus - nie wieder". Im Interview mit NEWS betont
Andrea, sie hдtte Falco spдter via Telefon die Rьckkehr versprochen. "Wir
wollten heiraten " Nicht nur in der Liebe, auch beruflich hoffte der Falke
auf ein Comeback - stдrker denn je. Seit ьber einem Jahr hatte Falco alle
Songs fьr sein neues Album "Out of the Dark" fertig, darunter Nummern
wie "Egoist" oder "Push Push". Doch er war mit dem Ergebnis
nicht zufrieden. "Er sagte zu mir: ,Oida, es ist alles ganz anders. I hau
alles weg, was ich bisher gemacht hab. Ich weiя jetzt, wie's geht!'",
erinnert sich Falcos EMI-Plattenchef Erich Krapfenbacher. Das war im September
1997. "Er wollte Kindesweglegung betreiben." Nun sollen die Nummern,
die Falco einstampfen wollte, als posthumes Album am 27. Februar erscheinen.
Alle, die die Nummer "Out of the Dark" gehцrt haben, prophezeien
einen sensationellen Hit-Erfolg. Plattenchef Krapfenbacher: "Falco war
total unsicher, wie er an seine groяen Erfolge von frьher anknьpfen kцnnte.
Das Furchtbare ist: Mit diesem posthumen Album wird er es mit Sicherheit tun
"
Steuerschonende
Firma.
Auch sein Geld wollte Falco fьr den Fall eines Comebacks besser anlegen.
Nachdem ihm die Steuer frьher zuerst 62, dann 50 Prozent seiner auf rund 100
Millionen geschдtzten Einnahmen wegnahm, grьndete er letzten Sommer auf den
Turks & Caicos Islands, einer karibischen Inselgruppe und einem
international bekannten Steuerparadies, eine Firma mit dem klingenden Namen
"Creative Marketing Artists" (CMA). Unter diesem Firmenmantel wollte
er lokale Kьnstler und seine eigene Musik produzieren. Falco machte den Plan,
an der Sьdkьste in der dominikanischen Hauptstadt Santa Domingo ein
Musikstudio zu errichten: "Was mir vorschwebt, ist ein Haus ohne rote
Laterne, wo unten drin ein Nightclub ist und ich oben am Dach sitze mit Studio
und den Talentescout mache. Das Haus soll ,Falco's' heiяen." Beim
NEWS-Lokalaugenschein in seiner nun verlassenen Villa lehnt noch seine Gitarre,
mit der er zuletzt Flamenco spielte, auf der Couch. Fein sдuberlich sind im
Regal seine Videos aufgereiht: "The Last Outlaw" und "Die letzte
Spur des Falken". Daneben der CD-Player: David Bowies "Never Let Me
Down" war noch eingelegt. Auf der Kommode: ein letztes Flдschchen
Underberg, das Spanisch-Lehrbuch und ein Hotelschlьssel. Als wдre er nur kurz
weggegangen. Diesen Donnerstag soll ausgerechnet der Lauda-air-767-Jet mit Namen
"James Dean" mit Falcos Sarg im Frachtraum nach Wien fliegen. Herbert
Schoderbцck, der Manager des "Hacienda Resorts", kьmmerte sich um
Falcos letzte Bekleidung. Hans Hцlzel wird auf seinem letzten Flug zurьck nach
Wien ein Versace-Hemd tragen. So, wie er sie immer gern hatte: bunt, wild und
viel zu laut. So bunt, so wild, so laut, wie auch sein Leben war, in dem die
Seele niemals Ruhe fand. Weil die Seele, wie er selbst immer sagte, "nicht
so schnell fliegt wie der Erfolg". Donnerstag um 19.10 Uhr setzt der Falke
dann in Wien zur letzten Landung an.
©
by NEWS 02/98